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Wenn Reden gesund macht – oder kränker

Die Wochenzeitung „Die Zeit“ erläutert in einem langen Artikel Chancen und Risiken von Psychotherapien. Zwar geht der Artikel nicht ausdrücklich auf Borderline ein, er zitiert aber mehrfach Prof. Martin Bohus, den  führenden deutschen DBT-Fachmann.

„Glückt eine Therapie, gehen die Symptome zurück, und der Patient kann wieder für sich sorgen, sein Leben gestalten, so wie er es möchte. Oft zeigen sich positive Begleiteffekte, etwa, dass seine Beziehungen besser werden, er vielleicht endlich Sport macht oder die Ernährung umstellt. Doch es wird immer klarer: Wie jede wirksame Therapie kann auch die Psychotherapie Nebenwirkungen haben. Die Risiken der Seelenkuren wurden bloß lange Zeit nicht systematisch gemessen, obgleich das Verfahren seit rund hundert Jahren angewandt wird.

Es ist bereits ein Risiko, wenn nichts passiert. Psychiater Bohus: „Wenn sich nach drei Monaten keine deutliche Besserung zeigt, ist die Therapie höchstwahrscheinlich unwirksam.“ Ein Mythos sei es, zu glauben, die ausbleibende Besserung sei die Schuld des Patienten. „Es ist die Aufgabe des Therapeuten, ihn zu motivieren und zu ermutigen, sich neuen Erlebens- und Sichtweisen auszusetzen. Wenn der Kranke dies alleine könnte, dann hätte er es längst getan.“ Unwirksame Therapien fortzusetzen ist in den Augen von Bohus Betrug: „Da werden nicht nur finanzielle, sondern auch wichtige emotionale Ressourcen beim Patienten verbrannt.“

Zum vollständigen Artikel bitte hier entlang.

Ein Mensch, auch mit Narben

Spiegel Online portraitiert eine Borderline-Betroffene in dem Artikel „Ich bin ein Mensch, auch mit Narben“. Aus dem Vorspann: „Michaela hat eine Borderline-Persönlichkeitsstörung. Seit Jahren ist sie ihren Gefühlsschwankungen hilflos ausgeliefert, verletzt sich oft selbst. Das Porträt einer Frau, die viel verloren hat und für Anerkennung kämpft.“

Achtung: Der Artikel enthält im oberen Drittel eine recht drastische Schilderung sexueller Gewalt (eingerückter, kursiver Text).

Passend dazu gibt es noch ein Interview mit Prof. Martin Bohus, der die Krankheit und Behandlungsmöglichkeiten erklärt.

Wer sich dafür interessiert, wie der Genesungsweg von Menschen wie Michaela, die „sehr schwer und chronisch krank ist“ (aus dem Artikel) aussehen kann, dem sei das Buch von Andreas Knuf „Gesundung ist möglich!: Borderline-Betroffene berichten“ ans Herz gelegt.

Hilfreich ist auch das Buch „Borderline im Trialog: Miteinander reden – voneinander lernen“ von Michael Armbrust und Anja Link, das detailliert und präzise auf die verschiedenen Aspekte einer Genesung und ihrer Schwierigkeiten eingeht.