Archiv der Kategorie: Nachrichten

Neue DBT-Station in Gießen

Die Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen hat seit April 2019 eine zertifizierte DBT-Station (Station 8) mit einem  3-gliedrigen Behandlungsangebot:

1. Akut- oder Regelbehandlung

Für Patienten mit Verdacht auf eine Persönlichkeitsstörung:

  • Analyse des Problems und Behandlung der Symptomatk, die zur Aufnahme geführt hat
  • Diagnostik
  • Bei Notwendigkeit medikamentöse Behandlung
  • Reduktion akuten dysfunktionalen Verhaltens
  • Unterstützung bei psychosozialen Problemen
  • Einstieg in Skills und Spannungsregulation
  • Erlernen von realisierbaren funktionalen Strategien zur Krisen- und Streßbewältigung

2. Borderline-Krisenbehandlung

Für Patienten mit einer bekannten Borderline-Störung, die sich in einer Krise befinden (z.B. akute Suizidalität).

ZIele der Therapie:

  • Reduktion von Suizidalität und von akutem dysfunktionalen Verhalten
  • Reaktivieren von Skills
  • Erlernen von funktionalen Strategien zur Krisen- und Streßbewältigung

3. DBT – Dialektisch behaviorales Therapieprogramm

Für Patienten mit gesicherter Borderline-Diagnose und der Bereitschaft zu einer DBT-Behandlung, um ihre persönlichen Lebensziele erreichen zu können.

Ziele der DBT-Therapie:

  • Bewältigung von Suizidalität und Krisen
  • Wissen über das eigene Störungsbild
  • Verbesserung von schweren Störungen des emotionalen Erlebens
  • Achtsamkeit und Akzeptanz (was wir nicht ändern können) und Veränderung (was sich ändern lässt)
  • Verbesserung von Verhalten, Gefühlen und Lebensqualität

Alle Angebote werden ergänzt durch Anteile von Akzeptanz-, Mitgefühls- und Motivations-basierten Therapien sowie bei Bedarf Elementen der Traumatherapie.

Weitere Informationen:

Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen
Licher Straße 106
35394 Gießen
Tel.: (0641) 403-269 (zur Vereinbarung eines Aufnahmetermins)
WWW: www.vitos-giessen-marburg.de
Schwerpunkte: zertifizierte DBT-Station

Deutschlands erstes Mental Health-Cafe

Derzeit läuft eine Crowdfunding-Kampagne für „BERG & MENTAL“, Deutschlands erstes Mental Health-Cafe, in München. Die Initiatoren (u.a. Dominique de Marné von Travelling the borderline) schreiben:

„Wir wollen eine permanente, niederschwellige Anlaufstelle für alles rund um Mental Health sein. Bei uns geht’s um psychische Gesundheit. Und darum, dass das nicht automatisch „Depression“ oder „Burnout“ heißen muss. Es geht darum, dass wir alle eine Psyche haben, einen Kopf, Gedanken, Seele, Hirn, mit dem wir ab und zu kämpfen.
Wir wollen verändern, dass und wie wir über psychische Gesundheit reden. Überhaupt, anders, normaler, besser. Mit BERG & MENTAL wollen wir einen Ort schaffen, an dem man auch mal über solche Dinge reden kann, aber nicht muss. An dem man reden, zuhören, lernen, wachsen, aufladen, abschalten, runterkommen und lachen kann – in einer schönen Atmosphäre, bei einem leckeren Kaffee.

Geplante Eröffnung: Oktober 2019
Café, Produkte, Seminare und Events rund um das Thema seelische Gesundheit
Das Konzept ist nominiert für den Deutschen Integrationspreis

Für mehr Informationen zur Kampagne bitte hier entlang. Einen Bericht in der Zeitschrift „Business Punk“ gibt es hier.

Wenn Reden gesund macht – oder kränker

Die Wochenzeitung „Die Zeit“ erläutert in einem langen Artikel Chancen und Risiken von Psychotherapien. Zwar geht der Artikel nicht ausdrücklich auf Borderline ein, er zitiert aber mehrfach Prof. Martin Bohus, den  führenden deutschen DBT-Fachmann.

„Glückt eine Therapie, gehen die Symptome zurück, und der Patient kann wieder für sich sorgen, sein Leben gestalten, so wie er es möchte. Oft zeigen sich positive Begleiteffekte, etwa, dass seine Beziehungen besser werden, er vielleicht endlich Sport macht oder die Ernährung umstellt. Doch es wird immer klarer: Wie jede wirksame Therapie kann auch die Psychotherapie Nebenwirkungen haben. Die Risiken der Seelenkuren wurden bloß lange Zeit nicht systematisch gemessen, obgleich das Verfahren seit rund hundert Jahren angewandt wird.

Es ist bereits ein Risiko, wenn nichts passiert. Psychiater Bohus: „Wenn sich nach drei Monaten keine deutliche Besserung zeigt, ist die Therapie höchstwahrscheinlich unwirksam.“ Ein Mythos sei es, zu glauben, die ausbleibende Besserung sei die Schuld des Patienten. „Es ist die Aufgabe des Therapeuten, ihn zu motivieren und zu ermutigen, sich neuen Erlebens- und Sichtweisen auszusetzen. Wenn der Kranke dies alleine könnte, dann hätte er es längst getan.“ Unwirksame Therapien fortzusetzen ist in den Augen von Bohus Betrug: „Da werden nicht nur finanzielle, sondern auch wichtige emotionale Ressourcen beim Patienten verbrannt.“

Zum vollständigen Artikel bitte hier entlang.

Gründung Eltern-Stammtisch

Update März 2020: Leider hat sich der Eltern-Stammtisch wieder aufgelöst!

Liebe Trialog-Interessierte,
nach dem gestrigen Trialog zum Thema „Kommunikationsstrategien für Angehörige“ erreichte mich heute untenstehende Email.
Sollten Sie Interesse an einem Eltern-Stammtisch haben, melden Sie sich bitte unter trialog@borderlinerheinmain.de

Hier die Email:

„Hallo Frau Kiehl, mein Mann und ich waren gestern beim Borderline Trialog dabei und im Nachgang dazu haben wir uns ein paar Gedanken gemacht. Dabei ist eine Idee entstanden für deren Umsetzung wir Sie gerne um Hilfe bitten würden. Hauptsächlich indem Sie, wenn das für Sie denkbar ist, über den offenbar bestehenden E-Mail Verteiler unsere Idee und unsere Kontaktdaten weiter leiten an andere Interessierte.

Wir sind beides Angehörige, unsere 20 Jahre alte Tochter hat Borderline und wir haben gestern gemerkt, dass genau die Sorgen und Probleme die wir haben, aber auch das große Bedürfnis nach Austausch und Unterstützung, offenbar auch eine ganze Menge andere Eltern haben.

Wir sind seit einigen Wochen schon auf der Suche nach Hilfsangeboten für uns als Angehörige, speziell nach Austausch mit anderen Eltern – leider hat sich relativ schnell heraus gestellt, dass es keine Angehörigen Gruppen speziell für Angehörige von Borderline Kranken gibt und schon gar nicht speziell für Eltern. Es wurde gestern auch an mindestens einer Stelle deutlich, dass es doch einige Unterschiede gibt ob ich Angehöriger bin dessen Partner krank ist oder ob mein Kind krank ist, für das ich evtl. sogar noch verantwortlich bin wenn es noch minderjährig ist.

Um es an dieser Stelle erst mal abzukürzen und auf den Punkt zu bringen: Wir waren überwältigt von der Menge an Teilnehmern gestern und dem offensichtlich sehr großen Bedarf an Austausch, Hilfe, Unterstützung etc. und wir haben uns gefragt, wieso es dann nicht schon längst Eltern gibt, die sich zusammen getan haben um sich in kleinerer, überschaubarerer und auch etwas persönlicherer Runde gegenseitig zu unterstützen – und sei es nur indem man mal mit Menschen reden kann, die genau wissen wovon man spricht und in einer ähnlichen Lage sind. Uns würde das oft schon sehr viel helfen. Und wir sind überzeugt, dass es nicht nur uns so geht.

Wo so viele Menschen sind, denen es ähnlich geht wie uns, müsste es doch eigentlich ohne Weiteres möglich sein, einen Rahmen zu finden in dem sich Angehörige Eltern ein oder zwei Mal im Monat treffen, austauschen und evtl. gegenseitig unterstützen können.

Oft ist es ja so, dass es einfach nur jemanden braucht, der so etwas mal in die Hand nimmt und organisiert. Genau das möchten wir jetzt tun.

Mein Mann und ich haben uns also entschlossen einen Elternstammtisch ins Leben zu rufen, der sich entweder wöchentlich oder 14tägig trifft. Ich denke das kann man dann in einem ersten Treffen miteinander besprechen, in welchem Zeitabstand ein solches Treffen sinnvoll und gewünscht ist.

Um es möglichst unkompliziert zu halten, was einen Raum und evtl. Kosten hierfür betrifft, werden wir schauen, dass wir eine nette zentral gelegene Gaststätte mit separatem Raum suchen wo man in Ruhe bei dem ein oder anderen Getränk auch in netter Atmosphäre zusammen sitzen kann.

Für uns wäre jetzt natürlich spannend zu sehen wie groß das Interesse an einem solchen Elternstammtisch ganz konkret ist und wollten Sie also gerne bitten, unsere Idee und unsere Kontaktdaten über Ihren E-Mail Verteiler an Interessierte weiter zu leiten oder gerne auch auf anderen Wegen (sofern es welche gibt) weiter zu geben.

Wir würden dann mal schauen wie viele Menschen sich melden und wenn sich genügend Teilnehmer finden (aber auch selbst wenn wir anfangs auch nur mit einem anderen Elternpaar zusammen säßen wäre das auch ok) konkret nach einem ersten Termin und einem passenden Ort schauen.“

Modeerscheinung Selbstverletzung?

Ist Autoaggression nur Ausdruck einer individuellen psychischen Erkrankung, oder spielen auch gesellschaftliche Faktoren eine Rolle? Die Frankfurter Rundschau nimmt sich des Themas an und versucht auch, ein altes Klischee zu relativieren.

„Wer sich ritzt, will doch nur Aufmerksamkeit“ – das ist die Schablone, in die Menschen, die sich mutwillig selbst verletzen, passen sollen. Ein Satz, der relativiert, abschwächt, herunterspielt. „Stell dich nicht so an, spiel dich nicht so auf, reiß dich mal zusammen.“ Und obgleich der Satz Betroffenen herabwürdigend den Ernst ihrer Lage absprechen soll, ein Klischee ist das mit der Aufmerksamkeit nicht. „Das Problem ist nicht das Zitat selbst, sondern die negative Wertung dessen, dass der Betroffene Aufmerksamkeit sucht“, sagt Anja Link. Man müsse sich doch überlegen, warum ein Mensch diesen schmerzhaften Weg wählen muss, um gehört zu werden. Meist schneiden sie sich mit unterschiedlichen Werkzeugen, verbrennen sich mit Zigarette oder Bügeleisen, schlagen sich selbst, reißen sich die Haare aus. Es gibt viele Formen der Gewalt gegen sich selbst.“

Zum gesamten Artikel geht es hier entlang.